Dabei bringt doch gerade dieser historische Grusel genug Stoff für Mythen, Legenden und den Aufbau fragwürdiger Pilgerstätten. Dem wollten wir auf den Grund gehen. Mit genug Fachwissen im Gepäck wollten wir an der Fassade kratzen und den einen oder anderen Blödsinn festhalten.
Die besagte Crossroad ist in einigen Punkten Mogelei. Zum Einen sprach Robert Johnson in seinem Song "Crossroad Blues" nicht einmal vom Teufel oder der Begegnung mit ihm. Viel mehr ging es dabei um grundlegende Entscheidungen, die wir alltäglich selbst treffen müssen. Zum Anderen ist der Ort der blauen Gitarre überhaupt keine Kreuzung, war es auch nie. Und wenn es eine gegeben hätte, dann nicht am Rand von Clarksdale. Übrigens gab es die Crossroad-Geschichten bereits in afrikanischen Geschichten.
Habt trotzdem Spaß an den Bildern, denn wir verstehen unsere Reise auch als Auftrag Dinge zu zeigen die ihr euch sparen könnt.
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Eigentlich wollten wir nach Tutwiler fahren. Machten wir auch. Dieser kleine Ort ist durch 2 Dinge bekannt.
Zum Einen soll hier W.C. Handy einem Sänger & Gitarristen zugehört haben, der mit einem Messer an den Saiten seiner Gitarre entlangfuhr und Sound entlockte, der für Handy neu war. 1903 war das. W.C. wartete also auf seinen Zug und hörte dem Gesang des schwarzen Musikers zu. "Goin`where the Southern cross the Dog". Handy sagte darauf immer wieder, dass es der schrägste Sound war, den er jemals gehört hatte.
Kurze Zeit später schrieb er und veröffentlichte er einige seiner Kompositionen, die zum ersten Mal das Wort "Blues" im Titel trugen. Einer davon war der "Yellow Dog Blues".
Zum anderen findet man hier in Tutwiler das Grab von Aleck Miller, besser bekannt als Sänger und Mundharmonikaspieler Sonny Boy Williamson II. Für mich als Blues-Harpspieler selbstredend ein Highlight auf der gesamten Reise. Mir gefällt SBW klarer Kang, seine einfachen Techniken und doch so schwierigen Spielweisen. Am Platz, wo der W.C. Handy Marker steht befindet sich eine Hauswand an der man diese Malerei finden kann. Sie zeigt W.C. Handy wie er auf seinen Zug wartet und der Musik des Bluesgitarristen lauscht. Und man findet eine Karte wo man das Grab von SBW II findet.
Danach wollten wir diesen tief gehenden Besuch durch die Betrachtung von Natur wieder ins emotionale Lot bringen. Ist nur 2 von uns gelungen, denn der starke Wind blies mir augenjuckendes Feinheu ins Gesicht und da half nur Kühlung durch ein feuchtes Taschentuch. 30 Minuten still sitzen und den Gänsen zuhören. Die Bilder dazu sind von Lothar. Danach ging es meinen Augen und dem Sehen besser. Oder war die Trauer doch zu stark ? Wir werden das nie erfahren.
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Auf der Rückreise nach Clarksdale machten wir Halt an der Hopson Plantation. Auch The Shack Inn genannt, weil man dort Holzhütten für Touristen aufgestellt hat, in denen man gegen $$$ übernachten kann. Es soll sich dann so etwas wie authentisches Gefühl in den Schlaf mischen. Einmal pennen wie die Sklaven, die früher mehr schlecht als recht arbeitstechnisch "angestellt" waren. Auf dem Feld, um die Plantage herum, unter freiem Himmel arbeiten, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Zuviel Authentizität will der zahlende Touri aber auch wieder nicht. Denn es gibt: Strom, fliessendes Wasser, frische Bettwäsche, ausreichend Verpflegung und schicke sanitäre Anlagen. Naja, das Alles hatten die Sklaven früher nicht, aber man will ja nicht so detailversessen den Finger in etwas bohren, was die Schande der USA bis Heute ist: das Schweigen über das dunkelste Kaptel in der Geschichte der USA und deren Umgang damit heute. Das, was das Delta-Blues-Land zu bieten hat ist der Blues, die Musik, aber die wirkliche Tragödie erscheint auf keinem Plakat, nicht einmal als Kleingedrucktes. Das läßt sich nicht gut verkaufen und ist vergleichbar mit den Bildern von verhungernden Kindern aus Afrika. Die mit den dicken Bäuchen. Lieber reist man auf Safari ins Resort und läßt sich Elefanten und Löwen zeigen und fühlt ich ganz wohl dabei.
Die Plantage ist weitgehends in dem Zustand belassen, wie es sie schon von 100 Jahren gegeben hat. Das hat seinen Reiz. Fahruntüchtige Autos überall, dem Wind und Regen ausgesetzt. Schrott und Rost ist immer ein Garant für Zerfall und Alter. Und auch ein willkommenes Motiv für jede Kamera.
Pinetop Perkins arbeitete in den 40er hier als Traktorfahrer und Ike Turner nahm bei Pinetop Klavierunterricht.
Wir gingen zunächst draußen auf Entdeckungstour. Später gingen wir rein und man trat wie Alice im Wunderland in eine ganz andere Welt. Dazu später mehr.
Jeder kennt den Film Blues Brothers von John Landis. Was wir aber nicht wussten: das Auto von Jake & Elwood Blues steht vor der Hopson Plantage. Sogar das riesige Megaphon, welches sich auf dem Autodach befand, findet man im Inneren des Gebäude.
Also rein ins Hauptgebäude.
Dieser wunderbare Ausguck auf dem Dach hatte früher seine ganz besondere Funktion. Er diente dazu darauf zu achten, dass die Arbeiter arbeiteten und nicht mal für längere Zeit austreten gingen. Wenn das jedoch bemerkt wurde gab es nicht nur Schimpfe.
Wir durften sogar auf den Dachboden. Einer, der seinen Namen alle Ehre macht. Weggelegtes, modernes und altes, Bücher, alte Konzertplakate. Ganz niedlich das Plakat vom "Hopson`s Bugs Boogie".
Anfahrtsskizze zur Hopson Plantation |
Suchbild: Wo ist Mario ? Bild anklicken |
Suchbild: Wo ist Lothar ?? Bitte anklicken zur Vergrößerung |
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Man glaubt es kaum. Was wir bereits alles an einem Tag geschaftt haben. Bevor es dunkel wurde machten wir noch Halt am Riverside Hotel. Traurige Berühmtheit bekam es 1937.
Bessie Smith und ihr Freund und Fahrer hatten ein paar Meilen stadtauswärts einen Autounfall. Der Wagen überschlug sich, das Dach ging ab. Richard Morgan blieb nahezu unverletzt, jedoch wurde Bessie Smith der Arm abgerissen. Ein herangewunkener Wagen hatte zufällig Dr. Hugh Smith als Fahrer. Während er Bessie versorgte, ging Henry Broughton, der mit Dr. Hugh Smith im Wagen saß, zu einem nahe gelegenem Haus, um einen Krankenwagen zu rufen. Aber alles dauerte zu lange, so daß Dr. Smith Bessie auf die Rückbank seines Wages legten. Beim Wendemanöver auf der Strasse fuhr ein Wagen mit einem jungen Pärchen in die Seitentür. Sie waren kaum verletzt, jedoch ziemlich hysterisch. Kurz darauf kam die Ambulaz und alle 3 wurden in Krankenhäuser in Clarksdale gefahren. Bessie Smith kam ins G.T. Thomas Hospital, wo sie gegen 11.30 verstarb. Todesursache eine Mischung aus Verletzung, Schock, gebrochenen Knochen und evtl. inneren Blutungen. Sie wurde 43 Jahre alt.
Kurioserweise kam erst später heraus, daß Bessie Smith die ärztliche Versogung aus rassistisch motivierten Gründen verweigert wurde. Das war zur damaligen Zeit nichts ungewöhnliches. Es entstand sogar ein Theaterstück mit dem Titel "The Death of Bessie Smith", welches die Ablehnung und Versorgung durch einen Arzt zum Thema hatte. Und gerade weil es lange Jahre so üblich war, glaubten das auch jahrelang viele. Noch so ein Mythos, der sich aufrecht gehalten hat. Denn Bessie Smith wurde nicht abgewiesen. Alles Mögliche wurde in die Wege geleitet, nichts davon half.
Das damalige G.T. Thomas Hospital schloss in den 40ern und daraus entstand dann das Riverside Hotel. In all den Jahren übernachteten dort Ike Turner, John F. Kennedy Jr., ein berühmtes siamesisches Paar, Robert Nighthawk und Sonny Boy Williamson.
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Und bevor dann doch die Sonnte unterging schauten wir uns kurz in "Red`s Lounge" um. Einer der letzten Juke Joints mit Live Music. Leider gab es für uns an diesen Abend keine Live Music, naja, aber beim nächsten Mal.
"Red`s" - 395 Sunflower Ave. (no phone) |
Henk, Red Paden & Lothar |
Auf den Cover der Jelly Roll Kings Platte sieht man Big George Jackson an der Gitarre, Sam Carr am Schlagzeug und Frank Frost am Gesang und Blues Harp. Dieses berühmte Blues-Trio liess sich vor der Red Top Lounge ablichten. Leider ist dieser berüchtigte Juke Joint schon lange geschlossen.
Ein sehr schöner und sehr voller Tag geht zu Ende. Und wir freuen uns natürlich auf den nächsten Tag, denn dort gibt es wieder Programm und vor allem unseren Auftritt in der Hopson Plantation. Also bleibt gespannt.