Es wurde endlich Zeit unseren gemieteten SUV auf die Strasse zu bringen. Das schöne an Abschieden ist ja,das danach immer etwas Neues kommt. New Orleans, mach es gut, wir wollen mehr sehen. Die letzten Eindrücke einer sehr lebendigen Stadt. Jetzt ging es ins Ungewisse.
Zunächst heisst es den Ansatz von Weite, den blauen Himmel mit Schäfchenwolken und platt gefahrene Gürteltiere zu geniessen.
Baton Rouge war das nächste Ziel auf unserer Route. Es liegt etwa 2 Autostunden von New Orleans entfernt.
Eine recht angenehme Anfahrt, hat man doch die meiste Zeit Wasser unter der Strasse.
Der Blues ist das Spiegelbild der Seele, so sagt man. Wir beschränken uns zunächst auf irdische Spiegelungen, wie hier in einem Tank-Truck.
Die Innenstadt von Baton Rouge war nahezu menschenleer. Dabei war nicht einmal Wochenende. Zugegeben, es kam nur schleppernd aufheiternde Stimmung auf, aber ein wenig provinzielles Sightseeing ist ja auch kein Augen-Aua. Dieser augenfällige Kontrast zu New Orleans bringt einen wieder ins Normale zurück.
In Baton Rouge steht das höchste Regierungsgebäuder der USA.
Die Innenstadt ist aufgrund der Hitze eine Geisterstadt - uns fiel es schwer ein Restaurant zu finden, aber wir hatten dann doch Glück und sind bei "Schlitts & Giggles" genannt, ein Fast Food Pizza Restaurant welches so ist, wie es klingt. Dort durften Henk & Lothar erfahren, dass Cola-haltige Getränke, wie in den USA üblich, geschmacklich einem warm und rund gelutschtem WC-Stein sehr nahe kommen. Oder war es doch eher wie eine Vorratsflasche einer billigen Intimlotion ?? Hm...
Nicht so doll, aber man gewöhnt sich doch schnell an Vieles.
Unser eigentliches Anfahrtsziel in Baton Rouge war u.a. das "Buddy Stewart Music Foundation Museum".
(1712 North Acadian West Baton Rouge, Louisiana 70802-1660).
Man kann das Museum gar nicht verfehlen. Die liebevoll aufgetragenen Wandmalereien lassen keinen Zweifel zu, das hier ein Platz voll Musik ist.
Die Buddy Stewart Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht die Musik aus Baton Rouge und deren Interpreten zu sichern und zu dokumentieren. Wir trafen Philliper (Philip) Stewart, die uns sehr herzlich durch den Schallplattenladen und das Museum führte. Dabei erzählte sie in einer sehr leidenschaftlichen Art von der Idee der Foundation und der Musik ihres Vaters Roy "Buddy" Stewart. Ursprünglich nannte sich das Gebäude, in dem sich heute u.a. das Museum befindet, "Buddy Stewart`s Rock Shop", einer der größten in Familienbesitz befindlichen Musikläden in Süd Louisiana.
Buddy Stewart war Musiker, Bandleader einer Big Band, Sänger und Songwriter. Er war Promoter - aus all dem entstand zwangsläufig der Musikladen. Er verstand die geschichtliche Bedeutung von Musik der Menschen aus Baton Rouge und Louisiana und wollte sie durch den Verkauf von Schallplatten weiter verbreiten und am Leben erhalten. Auch wenn der Laden heute mehr alte Schallplatten verkauft als CD´s ist er eine Anlaufstelle für Musikliebhaber aus aller Welt.
Mehr Infos zum Museum hier hier:
Buddy Stewart Music Foundation - Homepage
Phillipe erzählte uns von diesem Foto, auf dem ihr Vater als Bandleader bei einem seiner Konzerte zu sehen ist. Dieses Foto war auch Grundlage für die Zeichnung aussen an der Hauswand.
Fotoshooting an der Hauswand.
Im Shop, überall Schallplaten unterschiedlichster Musikstile, nicht nur Blues. Soul, Jazz und sogar Hip Hop.
Die wirklich erste große Überraschung ( nach unserem ersten Reisetag aus New Orleans nach Baton Rouge) war die Begegnung mit Kenny Neal. Irgendwie hatte ich es nicht mehr aus dem Schirm, das er und seine gesamte Familie aus Baton Rouge kommen und dann das. Später im Museum kam dann die Erinnerung an die Bedeutung der gesamten Neal Familie für Baton Rouge.
Knips, Knips - das ging klar und wir hatten dann mit Kenny ein abendliches Treffen vereinbart. Er musste zuvor noch in ein Studio eine Aufnahme machen. Klar haben wir zugesagt. Aber dazu später mehr. Jetzt war erstmal Zeit für das Museum.
Jackie Neal
Zum Abschied schenkte mit Phillipe noch eine selbst gebrannte CD mit allen Aufnahmen ihres Vaters. Davon gibt es keine Kauf-CD, sondern nur noch sehr seltene Platten. Wenn überhaupt.
Hier ist die Liste der Stücke auf der CD.
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Nachdem wir uns in einem Hotel eingemietet hatten, riefen wir Kenny auf dem Handy an und verabredeten uns in seinem Haus. Dort angekommen erzählte er uns, das er mittlerweile an der Westküste lebt und erst heute hier in Baton Rouge wieder zurück gekommen sei.
Abends zeigte uns Kenny seine Gitarre, die er seit 30 Jahren spielt. Das erste Mal hab ich sie 1995 oder 96 in Unna auf dem Bluesfestival gesehen. Jetzt gab es ein Wiedersehen. Lothar liess es sich auch nicht nehmen sie anzuspielen. Was für ein Breitmaulgrinsen auf seinem Gesicht, da ziehen sich ja alle Frösche verschämt ins Gestrüpp zurück.
Kenny war so nett uns allen 3 eine DVD und Cds zu schenken. Dazu Poster mit Autogramm!
Kenny meinte:
"Immer wenn ich in Deutschland unterwegs war haben mich die Menschen dort so gut behandelt, waren so bemüht und hilfsbereit. Ich freue mich, wenn ich etwas zurück geben kann."
Kenny war so nett uns allen 3 eine DVD und Cds zu schenken. Dazu Poster mit Autogramm!
Kenny meinte:
"Immer wenn ich in Deutschland unterwegs war haben mich die Menschen dort so gut behandelt, waren so bemüht und hilfsbereit. Ich freue mich, wenn ich etwas zurück geben kann."
Und dann der Abend im JUKE-JOINT. Von aussen ein Gebäude zum Daran-Vorbei-Fahren. Unscheinbar, unauffällig. Kein Hinweisschild, nur der Name des Clubs: INFINITY.
Im Raum waren vielleicht 50-60 Personen. Die meisten aus der direkten Gegend und Bekannte und Freunde von Kenny Neal. Der Empfang war sehr freundlich und die Stimmung trotz leicht frostiger Aircondition warm. Die Band spielte klassischen Soul. Einige der Musiker waren bereits im hohen Rentenalter. Es gab verschiedene Sets, unterschiedliche Sänger und Musikrichtungen.
Kenny sang später ein Medley aus "You Got Me Running", "Bright Lights, Big City" und anderen bekannten Bluesstücken. Dazu spielte er die Bluesharp in der 2 und 1 Position - Fantastisch.
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Mittwoch, der 27.April. Noch sind wir in Baton Rouge. Und zur Reise entlang dem Bluestrail gehören nicht nur Geburtsorte oder berühmte Gebäude. Gräber gehören auch dazu. Friedhöfe übten auf mich immer eine gewisse Faszination aus. Nichts kribbeliges, nichts dämonisches oder von schwarzen Kräften ummantelte Gebräuche. Wer jetzt so etwas wie Knochen werfen erwartet, den muss ich zielstrebig aber bestimmend enttäuschen. Der Besuch von Gräbern hat bei so etwas wie Respekt und Achtung zu tun. Ohne die vielen bereits verstorbenen Musiker wäre ein großer Teil meiner eigenen Persönlichkeit nicht vorhanden.
Es geht nicht um Trauer - die ist stets sehr persönlich und eine Stellung des Gleichgewichts.
Erstes Grab war das von Kenny Neal`s Vater, der ja ein ausgezeichneter Sänger und Harpspieler war. Man konnte auch viel von ihm im oben beschriebenen Museum erfahren.
Direkt neben dem Grabn von Raful Neal liegt Jackie Neal. Sie wurde 2005 erschossen. Sie war eine Sängerin, wie die meisten Neal Kinder Musiker.
Wo haben wir das Auto abgestellt ?
Übrigens: hier ist die genaue Lage von Raful Neals Grab auf dem
Roselawn Memorial Park and Mausoleum
4045 North Street
Baton Rouge
East Baton Rouge Parish
Louisiana USA
Wir waren nicht allein!
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Später fuhren wir beim Grab von Slim Harpo (James Moore) vorbei. Er lebte auch in Baton Rouge und Kenny lernte das Mundharmonikaspielen von Slim Harpo.
Slim hatte eine Anzahl von großen Hits:
Slim hatte eine Anzahl von großen Hits:
I’m A King Bee
I Got Love If You Want It.
Rainin’ In My Heart
I Love The Life I Live
Buzzin’
Little Queen Bee
Baby Scratch My Back
Shake Your Hips
Die Grabstätte von Slim Harpo liegt überirdisch. Da der Friedhof recht nahe am Mississippi liegt und der bekannt für Überflutungen ist geht man hier auf Nummer sicher. Die Grabplatte hat oben zwei Metallhaken, sie werden wahrscheinlich mit einer Art Gabelstapler auf ihren Platz gestellt. Dieser eher schlauchartige Friedplatz liegt nicht nur am Rande der Stadt, sondern ausserhalb. Ohne Auto schwer zu erreichen. Links und rechts neben dem Friedhof geht das Tagesgeschäft weiter: Ackerbau hier und Schrottplatz da.
Ein letzter Blick auf das Buddy Stewart Museum, dann geht es weiter Richtung Natchez.
Im Auto hörten wir die CD von Kenny Neal: "Kenny Neal`s Tribute to Slim Harpo & Raful Neal.". Ein großartiger Ausklang, denn verbindet er doch auf zauberschöne Weise 3 wichtige Musiker aus Baton Rouge: Kenny Neal meets Slim Harpo meets Raful Neal. Und der Kreis war wieder rund.
Übrigens auch ein Geschenk von Kenny Neal: unterschriebene Plakate von besagater Slim Harpo Tribute CD!
Hängt schon an meiner Wand.
Mississippi wir kommen!